Festival 2001

Burgring-Festival 2001

Feuerwerk, Big-Band, Organisatoren-Dank, Getränkeauswahl, hottende Groupies (Sorry, nette junge Mädels natürlich!), Burgfeeling und noch mal Feuerwerk.

Und hinter diesem Link verbirgt sich wie schon beim letzten Mal ein
 
15 Sekunden-Video

pictures by gerandalf

Big-Band-Night

So verfliegt die Zeit: Der Burgring 2001 ist Geschichte, zumindest, was sein Open-Air-Festival angeht. Mit der hsf-Bigband, die den Sound von Glen Miller in den Burgmauern lebendig werden ließ, war noch einmal ein Klangkörper etwas neben dem musikalischen Main-Stream gekommen. Dies tat aber weder dem Besucher-Echo noch der guten Stimmung Abbruch. Dort waren sich sowieso alle einig, dass soviel Glück mit dem Wetter schon nicht mehr mit rechten Dingen zugehen kann. Noch am Morgen schien es so, als sollte es diesmal die Burgring-Glücksritter erwischen. Doch dann wurde der Abend fast noch sanfter als die letzte Burgring-Nacht.
Der Blick in die Runde offenbarte: Inzwischen sind die Stammgäste und die Spezialfreunde der jeweiligen Musikrichtung in bunter Mischung vertreten. Beide Teile im Publikum kamen auf ihre Kosten. Und nur einmal unterlief der swingenden Band ein wirklich unentschuldbarer Fauxpas: Ihr Sprecher verriet, was doch so unbedingt geheim, weil Überraschung bleiben sollte.
Egal, um 22.30 Uhr war der Schlusspunkt ja dann auch nicht mehr zu überhören und gleich gar nicht zu übersehen.
Von den Lagerfeuern der Nachbarvölker brachen die Repräsentanten auf, um dem Schauspiel aus der Nähe beizuwohnen, das in seiner Klasse dem Eröffnungsfeuerwerk vor drei Jahren nahezu ebenbürtig war.
Nach dem artigen Dank des tapfer um geglückte Bonmots kämpfenden Moderators an die Organisatoren (Jens Richter, ArtPoint, und Bürgermeister Ingolf Schwarze) und Sponsoren (dass er den größten vergaß, wird diesem hoffentlich nicht die Wiederholungslaune trüben) bleibt dem Chronisten noch die Fortsetzung der Bilanz, die er schon beim Vorschlusskonzert begann.
In einer natürlich ganz und gar subjektiven Rangfolge steht die Simon & Garfunkel Night ganz vorn, es folgen auf den Plätzen die Irish &Scottish Folk Night, die Comedy Night, die Beatles & Beach Boys Night und die Big-Band Night
Der Trend ist zu erkennen, die Macher haben das Konzept von Mal zu Mal verfeinert und neue Elemente hinzugefügt. Die Hausmarke ist gesetzt, nicht nur mit der bisher größten Zuschauerzahl einer Sommerveranstaltungreihe auf der Burg, die an der 3000-er Marke liegt. Das Label “Burgring” ist nunmehr eingeführt und mit Spannung sieht alles bereits heute der 2002-er Saison entgegen, die vor der Herausforderung steht, das Konzept auch hinsichtlich seiner regionalen und überregionalen Wirkung weiter auszubauen. Zu hoffen und zu vermuten ist, dass auch in der dunkleren Jahreshälfte die Burg ihr Lichtzeichen setzt. Spätestens an Halloween (30. Oktober) wird es ein Wiedersehen geben
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Simon & Garfunkel Night

Nein, diesmal wollen wir wirklich nicht schon wieder mit dem Wetter anfangen. (Obwohl es fast schon ein wenig umheimlich ist, wie es auch diesmal klappte mit dem seidigen Frühabend-Lüftchen.)
Gestern Abend musste sich der Fotograf nicht verrenken, die Menschen so zu fotografieren, dass es wenigstens so aussah, als ob die Burg sehr gut gefüllt war. Der Mythos Simon & Garfunkel und den Ruf, den ihre Thüringer Pendants inzwischen haben, kombinierten die Elgersburg bis hart an ihre Fassbarkeitsgrenze heran. Diesmal brauchten die Freunde der beiden weltberühmten Stimmen nicht allzu lange zu warten. Die Turmuhr stand lange noch vor der neunten Abendstunde, als sich mit dem Klassiker “Scarborough Fair” der Stimmungspegel fast übergangslos von neutral auf den oberen Anschlag zu bewegte. Das Duo der Simon & Garfunkel Revival Band aus Erfurt ist seit Jahr und Tag mit diesem Programm landauf landab berühmt und hat mit der Verstärkung am Keyboard sicher noch einmal ein Stück Kreativität drauf gepackt.
Und so war es auch ein Kennenlernen auf beiden Seiten. Die Erfurter Band war überrascht, wie schön die Elgersburg gar nicht weit weg von ihrer Heimat sich doch zum “Frösi” (Für alle Nichteingeweihten: Das heißt Fröhlich sein und singen!) eignet und manch Hiesiger mag erstaunt gewesen sein, wie viel musikalisches Talent doch so in der Landeshauptstadt zu finden ist.
Keine Frage – mit diesem Konzert, das zu später Stunde durch das Stanlay-Blume-Quartett ergänzt wurde, hat der Burgring seiner Selbstverpflichtung Genüge getan.
Er hatte am Anfang seiner Reise in eine neue Kulturdimension im Geratal das Ziel formuliert, ein Zeichen großer Leuchtkraft zu setzen. Und auch wenn das in Brand setzen der (feuchten) Zündschnur länger dauerte, als zunächst angenommen, das Licht strahlt inzwischen über die Grenzen des Tales hinaus.
Ilmenau ist längst beschienen, der Ilm-Kreis liegt mindestens im Dämmerlicht und wenn die Luft klar ist, reicht die Kraft alle Mal bis Erfurt oder andere entfernte Gefilde. Am 31. August folgt das Finale der Freiluft-Saison, dann steht die Gemeinschaft vor der Aufgabe, unter schützenden Dächern jenen Magneten zu aktivieren, der den erfreulichen Aufschwung verstetigen wird.

Die Gemeinschaft des Burgrings dankt schon jetzt all ihren Mitstreitern,
deren Status als Gefährte nur noch eine Frage der Zeitpunktes der rechten Zeremonie ist.
Sie dankt all jenen, die nur anfangs große oder kleine Sponsoren waren,
inzwischen aber längst freundliche Mäzene im besten Wortsinne sind.
Und sie verspricht für die kommenden Monate,
dass die Zeichen weiter noch ins Land leuchten sollen als bisher..
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Irish & Scottish Folk Night

Ohne meteorologischen Nervenkitzel kein Burgring - auch gestern galt dieser Satz. Vierzehn Zwischentage brütende Sommerhitze und pünktlich zum Event Samstagswetter, wie es Bravehearts Mannen in den schottischen Highlands nicht dramatischer hätte bedrücken können.
Was wirst du tun, Burgring-Creator Jens Richter?
Oh, ganz einfach, ich richte eine Äquatorial-Bar mit exotischen Getränken ein und demonstriere so unverschämten  Optimismus, dass einfach trocken bleiben muss. War es diese Zuversicht, war es die inzwischen längst zu einem Markenzeichen gewordene Kraft des Burgings als Sommer-Event, oder sogar die enthusiasmierten Berichte auf dieser Website, weswegen die Folk-Fans an diesem Abend die Burg berannten wie mittelalterliche Belagerer? Von allem ein bisschen, denn Hauptmagnet war natürlich die international besetzte Musiker-Gilde.
Man kann Jazz spielen auf einer Burg oder Golden Oldies, man kann Witze und Faxen machen, freilich, doch mit keiner anderen Musik als Folk stellt sich jene Aura ein, die gleichsam die altehrwürdigen Sandsteine erwärmt und Geschäftsleuten wie Studenten, Aussteigern und Yuppies, Wissenschaftlern oder Zimmermännern jene gefiedelten Schauer über die Rücken jagt und ihre Körper in gewippten Gleichklang versetzt.
“Kelpie” - das Duo mit
Kerstin Blodig und Ian Melrose ging weite musikalische Wege. Nicht nur bisher sondern auch gestern Abend, als sie Folk von den britischen Inseln und Folk aus Skandinavien - vornehmlich aus Norwegen - zu einer Melange verschmolzen, die in der sinkenden Abendsonne natürlich auch einem IKEA-Werbespot alle Ehre gemacht hätte. Wie ein Vogel, der sich aus den Schlünden eines Fjords himmelan und meerwärts aufschwingt, flog auch Kerstin Blodigs brilliante Stimme, begleitet von beider Acoustic-Guitar-Klangteppichen, über die Nordabstürze des Thüringer Waldes zwei Stunden lang dem schwindenden Zentralgestirn entgegen.
Bei einem auf diese Weise mental gut justierten Publikum hatten es die Mannen von
Midnight Court nicht schwer. “Hi, Ayellgersburgh! It looks like my Home Castle in Ireland...” - Gitarrist und Sänger Aaron Shirlow spürte wie die inzwischen weit über vierhundert Gäste die Ausstrahlung der Mauern. Nur wenige noch hielt es auf den Sitzen und bald hatten die Unbeschwertesten unter den Gästen auch Dutzende andere zum Tanzen animiert.
Michael Flatley, du magst unerreicht sein, unerreicht gut und unerreicht teuer, doch im Ausdruck von Lebensfreude stand dir - du magst es vergeblich bezweifeln - die Gemeinschaft des Burgrings an diesem Abend nicht in einem Cent nach. Gesichter, in denen vollkommene Harmonie des Augenblicks zu lesen war, sah man allerorten. Der Evening Drive holte jenen legendären und schon fast auf immer verschollen geglaubten Mythos vom damaligen Abend der Burgeröffnung wieder zurück.
Und weil inzwischen keine Band mehr die Burgringbühne verlässt, ohne zu versprechen, wann sie wieder kommt, können sich alle Folkfans auf den Halloween-Abend am 31. Oktober freuen.
Come back fast, Midnight Court, back to the amazing inspiration castle of Northern Thuringian Forest
!

Comedy-Night

Das war eines jener Leuchtzeichen, die die Gemeinschaft des Burgrings im Frühling angekündigt hatte, und die widrige Mächte zwischendurch immer wieder mit Wasser zu verhindern suchten:
Wenn es denn überhaupt eine Antwort auf  den berühmten Sängerkrieg in der Wartburg im letzten Jahrtausend geben kann - das viereinhalbstündige Komödianten-Traktat  auf der Elgersburg war ein solches. Nicht die Leber oder der Brummschädel dürften sich am Tag danach mit muskelkatrigen Erinnerungsschmerzen gemeldet haben, sondern das gebeutelte Zwerchfell. Von 20 Uhr an nonstop - womit hiermit der einzige Wermutstropfen vermeldet werden soll - ergossen sich die Attacken der Ritter von der guten Laune über die zahlreich erschienenen Gäste, die schon vor dem Start vom
Los Lachos Duo fürsorglich an ihre Plätze geleitet wurden.
Das Menü, welches ihnen von Leipziger Komödianten-Koch Klempo hernach servierte, wurde alsbald zu einem ersten Hauptgang. Bekömmliche Hausmannskost voll Herzenswärme und Hormongaben, garniert mit Vollblut-Delikatess-Happen in der Situationskomik setzten die erste ernst zu nehmenden Messlatte. Nie war solch gut verdauliche Verbindung zwischen Sexeln und Sächseln.
Der Magdeburger Frank Hengstmann hingegen schien weniger stolz auf seine Heimat, brach ein ums andere Mal in Herz zerreißendes Schluchzen aus, wenn er an sein geliebtes Sachsen-Anhalt in der Nacht dachte. Nicht nur mit dazu im wohlgefälligen Kontrast stehenden Komplimenten an die Thüringer öffnete er sich einen Weg zu den Zuschauern, sondern auch mit beißender Satire auf die politische Obrigkeit. Und er freute sich ein Loch in den Bauch, wie ein Schneekönig, dass ein Dutzend Jahre nach der Wende die alten Gags aus den sozialistischen Schlaraffia-Zeiten fürs Kabarett ihre Renaissance erleben.
Dass nichtsdestotrotz inzwischen diesseits und jenseits alter grenzen auch schon viel Humor nach den gleichen Regeln tickt, bewies der große Stuttini, der in seiner Mischung aus Zauberei und Mutterwitz wieder die klassischen Saiten im Humorinstrumentarium fand. Schließlich war seine “Dicke”, wie er sein holdes Eheweib komplimentiert, gerade erst von Klempo als das Rotkäppchen, das aus dem Westen kommt, geadelt worden.
Dann war es an der Zeit zum finalen Anschlag auf die Lachmuskeln. Ingo Insterburg, inzwischen längst deutsches Urgestein in Sachen Humor zwischen Banalem und Brachialem, ist einfach ein Gesamtkunstwerk. Absurde Musikinstrumente für jedes, der aus seinem schmächtigen Leib ragenden Greifinstrumente, Müll- und Ekel-Lyrik, die durchaus nicht nur mit diesem Vorsilben drohte, sondern messerscharf auf der Rasierklinge zwischen Katzen hier und dem gleichen Wort mit “o” ritt, und die alten Klassiker, als dies gab er zum besten und machte den Abend zu später Stunde wirklich rund. Denn wer bekommt schon Sonderbeifall, wenn er dreimal den Text seiner legendären Ballade “Ich liebte ein Mädchen...” vergisst, oder wenn er den Gästen verspricht, sie dürften ihn als Zugabe kostenlos beim Einpacken zusehen? Daran änderte auch die pausenfüllende humoristische Flachstrecke von “Null Problem” nichts, die engagiert, aber glück- (oder talent?)los versuchten, ihrem Künstlernamen Ehre zu machen.
Erschöpft aber glücklich zog das Volk der Humorfreude erst weit nach Mitternacht heim von der Elgersburg, die nun endgültig ihren Ruf einer  erstklassigen Lokalität für gute Unterhaltung bestätigt hat
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Oben: Klempo
Frank Hengstmann
Der große Stuttini
Mitte: Null Problem
Glückliches Publikum
Unten: Ingo Insterburg im 3-erPack

pctures by Gerandalf

Beatles- & Beach Boys Night

Kaum einer, der Samstag Nacht beschwingt den Heimweg antrat, wird bereut haben, dass er sich Stunden zuvor aufgemacht hatte, um mit den “Barons” das erste wirklich große Highlight des Burgring-Festivals 2001 gefeiert zu haben. Zuhause Gebliebene mögen ein  gewisses Quantum Feuchtigkeit aus oberen Dimensionen als Begründung zitieren, sie würden jedoch gestaunt haben, hätten sie ihren inneren Schweinehund überwunden, dass es viele mehr Spaß machte, gemeinsam den Wetterwidrigkeiten die lange Nase zu zeigen, als bisweilen allein unter der Dusche zu singen. Pavillons schützten die Sitzenden und für jene, die sich von der Stimmung anstecken ließen, waren Tropfen allenfalls willkommene Abkühlung erhitzter Partystimmung.
Als Gischt der kalifornischen Surfwellen wollen die “Barons” alias “Beach Boys” diese umgedeutet wissen und wie eine solche Woge brandete auch bald das unbeschwerte Lebensgefühl durch die Burg. Die wenigsten hielt es auf den Plätzen, good vibrations durchsummte die Truppe der Standhaften.
Als Deutschlands beste Beatles-Coverband dann als Pilzköpfe wiederkamen, war die Leuchtfeuchtigkeit endgültig vergessen. Bei trockenen Wetter kann jeder feiern, bei Regen, nur der, dem das Lebensgefühl wirklich in den Adern strömt.
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Gemeinschaft der Burg wieder neu entstanden ist und das sie Prüfungen überstehen kann, der Abend war ein solcher.
Bei Artpoint-Chef Jens Richter, zunächst in einem Gefühls-Bungee zwischen Verzweiflung und Fatalismus gefangen, überwog bald die Begeisterung über seine Gäste vornehmlich aus dem Geratal, die ihn nicht hängen ließen, sondern zu ihm standen. Sein Dank ließ nicht lange auf sich warten. Noch während der Show liefen die Verhandlungen auf Hochtouren und heraus kam das folgende:
Im Herst gibt es ein Wiedersehen mit den Barons im Geratal, dann in der Geratalhalle, da darf es dann ruhig auch schneien. Dass die Musiker diese Halle nicht nur füllen, sondern auch zum Beben bringen, haben sie schon zwei Mal bewiesen, zuletzt bei der Silvester-Party 1998/1999. Und das Beste: Wer sich die Ticket vom Samstag aufhebt, bekommt für seine Treue für das nächste Event einen Rabatt. Möglich gemacht, hat dies der Pfarrer aus Ichtershausen, der an diesen Abend auch Gast auf der Burg war. In seiner Kirche  sollten die Jungs eigentlich an diesem Abend spielen, er wird auf den Sonntag ausweichen. Dafür verleihen wir ihm hiermit offiziell den Titel: “Freund des Burgrings”

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